Biobauer Kuno Werro aus Düdingen FR baut seit ein paar Jahren Spargel an. Er setzt dabei auf moderne Erntegeräte und eine Hightech-Sortiermaschine. Und die Kundschaft profitiert von einer Rabattkarte.
In diesen Wochen dreht sich auf Werros Biohof alles um den immer beliebteren Spargel. Der Anbau der aromatischen Stangen hat in der Schweiz in den letzten Jahren auch im biologischen Landbau zugelegt: Von fünf Hektaren im Jahr 2010 auf mehr als 15 im letzten Jahr. Je ein überdimensionaler weisser und grüner Spargel an der Hofeinfahrt bilden hier in Düdingen FR das Empfangskomitee. Jetzt muss der Verkaufsautomat vor dem Hofladen an den Wochenenden zwei Mal täglich mit dem frisch geernteten Spargel nachgefüllt werden. «Der im letzten Jahr angeschaffte Automat ist für uns eine grosse Erleichterung», sagt Kuno Werro. Dadurch komme die Familie auch in dieser sehr intensiven Zeit zu ein bisschen Freizeit. Und vor allem: Die Kundschaft liebe den Automaten, weil sie nun rund um die Uhr auch spontan frischen Spargel kaufen kann. Natürlich herrscht auch im Hofladen im Landstil Hochbetrieb, obwohl er alles andere als zentral gelegen ist.
Das Spargelgeschäft hat sich hier in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, die «Sensler Spargeln» sind weitherum bekannt. Bis im letzten Jahr erntete der Biogemüsebauer auf zwei Hektaren je ein Drittel Bleich- und zwei Drittel Grünspargel. In diesem Jahr kommen erstmals noch zwei Hektaren zusätzlich in Ernte, die er vor zwei Jahren neu angepflanzt hatte. Der sandige Boden hier sei ideal für den Anbau von Spargel. Vorher wuchsen dort Karotten, die wegen dem Sand aber an Kratzschäden litten, sagt er. Rund 6000 Tonnen Spargeln erntete er im letzten Jahr. Etwa 20 Prozent verkaufte er direkt, der grosse Rest ging an die Gastronomie, an Marktfahrer und ein kleiner Teil an den Detailhandel.
Moderne Geräte stehen im Einsatz
Vom Spargelfeld ertönen im Hintergrund leise Radiogeräusche. Drei Spargelspinnen sind dort gerade zwischen den Dämmen unterwegs und ermöglichen eine effiziente und arbeitsfreundliche Ernte. Die Geräte heben das Flies an und legen den Damm für die Spargelstecher frei. Gefühlvoll setzt der Erntehelfer das Stechmesser am Bleichspargel an, dessen Kopf sich unter der feinen Erde bemerkbar macht oder ganz wenig aus der Erde guckt. «Dieser Stechjob braucht viel Gefühl und Erfahrung», sagt Werro. Das Ziel sei es, möglichst viel erstklassigen Spargel zu ernten und die Verluste gering zu halten. Er ist einer der wenigen, der in der Schweiz Biobleichspargel anbaut. Weil die Nachfrage nach Grünspargel in der Schweiz grösser ist, baut aber auch er mehr von diesen an. Dieser bleibt nicht im Boden wie der Weissspargel sondern wird mit einem scharfen Messer von Hand möglichst tief geschnitten, wenn die Triebe 20 bis 30 Zentimeter aus dem Boden ragen. Den Transport vom Feld in die Wasch- und Sortieranlage übernimmt ein kleiner Elektroflitzer, der mit seinem Leichtgewicht auch auf nassen Böden keinen Schaden anrichtet. Das Fahrzeug bringt das Erntegut zum Kühler mit dem Ziel, die Stangen auf eine Temperatur von zwei Grad herunterzukühlen. Danach werden sie zur automatischen Spargelsortiermaschine der Firma Neubauer gebracht. Diese hat sich Werro vor zwei Jahren angeschafft und bewirkte eine grosse Produktivitätssteigerung. «Zuvor mussten wir jeden einzelnen Spargel waschen, zuschneiden und sortieren.» Dies übernehmen nun acht Hightech-Kameras, welche die unterschiedlichen Spargelstangen nach der Dusche blitzschnell nach Kaliber sortieren. Die Anlage schneidet die Stangen in einheitliche Grössen und bündelt sie. Insgesamt arbeiten während der Spargelsaison je vier Saisonniers und Festangestellte sowie zwei Arbeitskräfte auf Abruf in der Spargelproduktion.
Herausforderung Bio
Der Anbau von Spargel nach biologischen Kriterien ist anspruchsvoll. Werro pflanzt deshalb die Sorten Ravel, Ramada und Rapsody an, die sich speziell für den Anbau im biologischen Anbau eignen. Praktisch immer an den Spargelfeldern präsent sind beispielsweise Spargelfliegen, deren Larven sich im Inneren der Stange nach unten fressen und grosse Schäden anrichten. Konventionelle Spargelanbauer bekämpfen sie mit einem Insektizid. Kuno Werro setzt präventiv Fallen ein, wodurch er den Befall deutlich vermindern könne, wie er sagt. Das Unkraut bearbeitet er mit einem Abflammgerät sowie mit einem selbst konstruierten Schab- und Hackgerät auf einem Fobromobil. Von Hand werde bei ihm nicht mehr gejätet, sagt Werro. Natürlich muss der Spargel auch gedüngt werden. «Vor dem Aufdammen im Frühling und nach dem Abfräsen der Dämme dünge ich je einmal mit Stickstoffdünger der Marken Biorga oder Monterra sowie zusätzlich mit Kali 30», erklärt der Biobauer. Gegen Frostschäden hat der umtriebige Gemüsegärtner seine eigene Lösung gefunden. Bei Frostwarnungen bewässert er ähnlich wie im Obstanbau während der Blüte sehr früh am morgen das Grünspargelfeld. «Die dünne Eisschicht schützt die Kultur vor dem Frost.»
Neue Produkte
Stillstand ist Rückschritt, deshalb wird auf dem Biohof laufend optimiert. Um die Direktvermarktung zu verbessern baute Werro einen stilvollen Hofladen, wo man sich vor dem Haus auch einmal bei einem Kaffee erholen kann. Angeboten werden die Spargeln in zwei Qualitäten. Erste Wahl kostet 20 Franken pro Kilo, die zweite Wahl Spargeln mit leichten äusseren Mängeln kosten fünf Franken weniger. Vielkäufer profitieren von einer Kundenkarte: Das 13. Kilo Spargel ist dabei gratis. Nach dem Spargelhype, der spätestens Ende Mai endet, stehen auf dem viehlosen Betrieb wieder die anderen Kulturen im Zentrum: Mehrere verschiedene Sorten von Karotten, Zwiebeln, Kürbis und Zuckermais zum Beispiel. Bei diesen Kulturen arbeitet er vornehmlich mit Gründüngern. Kuno Werro ist eigentlich permanent daran, neue Produkte zu lancieren. Seit letztem Jahr steht auf der Wiese ein mobiles Hühnermobil für die Eierproduktion. Zudem hat er neben dem Spargelfeld eine Anlage mit Heidelbeeren angelegt sowie ein paar Büsche mit Kamtschatka-Beeren. Fortsetzung folgt.
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