Wasser wird zur Schlüsselressource im Gemüseanbau. Gemüsegärtner ohne gesicherten Zugang zu Bewässerungswasser werden es künftig schwer haben. Umso wichtiger ist es, jetzt die Weichen richtig zu stellen.
Im letzten Dezember fielen zwischen dem Genfersee und dem Bodensee nur gerade 2 mm Niederschlag, üblich wären 90 mm. Der vergangene Juni war nach 2003 der zweitwärmste seit Messbeginn 1864. Ist der Klimawandel in der Schweiz bereits Realität? Eine aktuelle Studie der World Weather Attribution (WWA) Gruppe kommt zum Schluss, dass sich die Wahrscheinlichkeit solcher Hitzeereignisse in Europa durch den Einfluss des Klimawandels seit Beginn des 20. Jahrhunderts mindestens vervierfacht hat. Wie oft solche Juni-Ereignisse in Zukunft vorkommen werden, ist abhängig davon, wie viele Treibhausgase die Menschheit heute und in Zukunft ausstossen wird. Selbst in moderaten Szenarien mit niedrigen Emissionen schätzen Forscher, dass sie mehr als einmal alle zehn Jahre vorkommen werden. Bleiben die Emissionen gleich hoch wie bisher, würden solche Juni-Temperaturen zur Regel. Die Schweizer Gemüseproduzenten sind also gut beraten, sich auf höhere Temperaturen und niedrigere Niederschläge einzustellen.
Je nach Region wurden das Wasser in diesem Juli bereits wieder sehr knapp und die Entnahme eingeschränkt. Kam dazu, dass die Reservoire wegen des trockenen Winters an manchen Orten gar nie richtig voll waren. Die Bewässerung wird künftig zweifellos einen höheren Anteil in der Kostenkalkulation einnehmen.
Nachhaltig bewässern
Vor fünf Jahren berichtete diese Zeitschrift über den Bau einer Bewässerungslagune in Bibern SO. Die Generationengemeinschaft der Gemüsegärtner Hansueli und Sohn Niklaus Müller pumpt dort heute mit offizieller Genehmigung permanent maximal 200 Liter Wasser pro Minute aus dem Bibern-Bach in den 3500 m3 fassenden Teich. Rund zwei Kilometer Bewässerungsrohre zu den Gemüsefeldern wurden verlegt. Hat sich die Investition für sie gelohnt? Auf jeden Fall, sagt Niklaus Müller. Anfang Juli war die Lagune immer noch sehr gut gefüllt, währenddem man sich in anderen Regionen bereits mit Einschränkungsszenarien beschäftigen musste. Im Juli 2015 sei es in einer extremen Hitzephase allerdings knapp geworden, als der Teich fast leer war und die Menge aus dem Bach nicht mehr ausreichte, um die benötigte Menge für die Bewässerung der Kulturen nachzuliefern. «Glücklicherweise kam dann ein starkes Gewitter,» sagt Hansueli Müller, was bereits reichte, um sein Bewässerungssystem wieder ins Lot zu bringen. Ein voller Teich reiche aus, um einen Monat lang auf vollen Touren zu bewässern, sagt er. Die Bewässerungslagune in Bibern gilt im Kanton Solothurn als «Leuchtturmprojekt» für eine nachhaltige Bewässerung. Messungen der Naturschutzfachstelle hätten gezeigt, dass die permanente Wasserentnahme auf tiefem Niveau keinerlei negative Einflüsse auf die Umgebung hatte.
In diesem Winter ist geplant, noch weitere zwei Kilometer Rohre ins Nachbardorf zu verlegen, wo die Müllers zusätzliche Anbauflächen pachten konnten.
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