Achtzig Messstationen versorgen Gemüseproduzenten im Wallis mit Daten. Die Anwendung von «Intrantscope» ist denkbar einfach und trotzdem eine Weltneuheit. Nun sollen auch andere Regionen davon profitieren.
Die Walliser Obst- und Gemüseproduzenten vernetzen sich. Wer beim Informationsnetzwerk «Intrantscope» mitmacht, hat über das Internet oder das Smartphone jederzeit Zugriff auf die Daten von mittlerweile achtzig Messstationen. Diese stehen im ganzen Rhonetal verteilt zwischen Obstbäumen, in Erdbeerplantagen oder in Gewächshäusern. Sie messen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wassergehalt im Boden, Wind und einiges mehr. «Dank Intrantscope verfügen die Produzenten über erstklassige Daten, die ihnen als Grundlage für wichtige Entscheide auf dem Betrieb dienen», sagt Alphonse Jacquier. Der Direktor des Walliser Obst- und Gemüseproduzentenverbandes (FVPFL) initiierte das Projekt zusammen mit dem Startup-Unternehmen Sensorscope der EPFL Lausanne sowie der Oberuzwiler Roth + Co. AG, die auf Mess- und Regeltechnik spezialisiert ist.
Einfache Installation
Eine einfache Messstation besteht aus Sonden, einem Kästchen zur Übermittlung der Daten an den zentralen Server, einer Batterie sowie der Antenne. «Die Anlage ist in wenigen Minuten installiert, dafür braucht es keine Spezialkenntnisse», sagt Jacquier. Dank der Solarzelle für die Batterie seien keine zusätzlichen Elektroinstallationen nötig. Eine Station kann zudem beliebig verschoben werden, beispielsweise von einem Erdbeer- oder Gemüsefeld zum nächsten. Sobald die Messstation gestartet wird, ist sie Teil des Netzwerks, auf das die dem System angeschlossenen Landwirte über das Internet zugreifen können.
Das Projekt mit der Bereitstellung eines Grundangebotes von Messtationen kostete bisher rund 200 000 Franken, die hauptsächlich vom FVPFL getragen werden. Das innovative Projekt wurde zudem mit öffentlichen Geldern unterstützt.
Eigenen Bedürfnissen anpassen
Wer will, kann auf seinem Betrieb eigene Messstationen einrichten. Bei Gemüseproduzent Samuel Granges aus Fully steht in jedem seiner drei Gewächshäuser eine Anlage. «Wenn ich am Morgen aufstehe, sehe ich bei mir zu Hause im Computer sofort, wie es in Sachen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2-Gehalt in der Luft oder der elektrischen Leitfähigkeit im Substrat aussieht», sagt der Tomatenproduzent. Alarmfunktionen per Handy oder E-Mail kann er selbst einstellen, beispielsweise wenn die Temperatur unter eine definierte Grenze sinkt oder die Luftfeuchtigkeit plötzlich zu hoch ist. Überhaupt lässt sich das System über die Eingabemaske ganz individuell nach den Bedürfnissen des Betriebs zusammenstellen. «Dank Intrantscope verfüge ich nun über viel mehr Daten als früher». Die Bedingungen im Gewächshaus kann Granges jetzt exakter steuern. Damit spart er unter anderem Heizkosten: «Ein Grad weniger als nötig heizen bedeutet vier Prozent weniger Dieselverbrauch», sagt Granges.
Das Basisangebot für den Zugriff auf «Intrantscope» kostet die Produzenten je nach Betriebsgrösse einmalig zwischen 1000 und 1500 Franken sowie jährlich 300 Franken. Eine eigene Station kostet rund 5000 Franken. Damit läge man preislich deutlich unter denen, von ähnlichen Systemen, sagt Jacquier. Doch eigentlich gebe es solche gar nicht: «Intrantscope ist eine Weltneuheit!» Und diese steht erst am Anfang: Das System lässt sich mit bis zu 50 Messsonden erweitern, beispielsweise auch bei Schädlingsbefall oder zur Optimierung der Bewässerung.Nach einem Jahr Betriebsphase in der Pilotregion Wallis sei das System nun bereit für die grossflächige Anwendung auch in anderen Regionen der Schweiz, so Jacquier. Und: je mehr mitmachen, desto grösser wird das Netzwerk und damit der Nutzen für alle.
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