Das Who ist Who der belgischen und holländischen Gemüseproduzenten verschaffte sich ein Bild von der Schweizer Gemüsebranche. Die Gruppe besuchte unter anderem den grössten Biobetrieb der Schweiz. Besonders viel Eindruck machte der Delegation das hohe Qualitätsniveau und die Preise.
Hoher Besuch kündigte sich im Mai aus Belgien und Holland an: Über 40 Direktoren und andere Führungspersönlichkeiten von Produzentenorganisationen der beiden Länder besuchten im Rahmen einer Studienreise die Schweiz. Mehr als 90 Prozent der holländischen und belgischen Gemüseproduzenten sind Mitglied einer Produzentenorganisation und lassen ihre Erzeugnisse durch diese vermarkten. Die beiden die Reise organisierenden Verbände Association of Belgian Horticultural Auctions (VBT) und the Dutch Produce Association (DPA) vertreten die Interessen dieser Produzentenorganisationen.
Direkt oder indirekt waren über 80 Prozent der holländischen und belgischen Gemüse- und Früchteproduktion auf der Schweizer Studienreise vertreten, der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) organisierte dabei die Betriebsbesuche. Sie startete nach der Übernachtung in Stein am Rhein auf dem Betrieb von Biogemüseproduzent Christian Rathgeb in Unterstammheim. Sein Betrieb mauserte sich in den letzten zehn Jahren rasant zum grössten Biogemüsebetrieb in der Schweiz: Zusammen mit Partnern und Zulieferbetrieben bewirtschaftet er über 300 Hektaren Fläche, dazu kommen noch zehn Hektaren Gewächshäuser. Mit 60 Gemüsesorten führt Rathgeb dabei praktisch ein Vollsortiment, was die Besucher besonders beeindruckte. «Die Biomarketingprogramme der beiden Grossverteiler in den letzten Jahren waren unser Glück», sagte Rathgeb. Erste diese hätten das Wachstum ermöglicht. Der Gemüseproduzent glaubt aber, dass die Nachfragekurve nicht mehr allzu fest ansteigen wird. Auch weil die Qualitäts-Anforderungen immer strenger würden: «Früher betrug die Karottenausbeute 90 Prozent, heute sind wir bei 75 Prozent», sagte er zu den Besuchern aus dem Norden. Der anschliessende Baustellenrundgang – der Erweiterungsbau soll Ende Jahr fertig sein –, untermauerte den eingeschlagenen Expansionspfad des Betriebes Rathgeb zusätzlich.
Anschliessend besuchte die Reisegruppe einen Obstproduzenten in Steinmaur ZH ehe es im gleichen Dorf zum Mittagessen ins «Triibhuus» von Gemüseproduzenten Stephan Müller ging. Am Nachmittag führte der belgische Botschafter die Reisegruppe in Bern in die Eigenheiten des politischen Systems der Schweiz ein. Der VSGP-Direktor Pascal Toffel präsentierte am gleichen Ort in seinem Referat den Schweizer Gemüsesektor.
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Interview mit Ad Claassen*
Weshalb wählten Sie als Ziel ihrer Studienreise gerade die Schweiz aus?
Wir reisen jedes Jahr in ein anderes Land. Wir waren unter anderem in Serbien, Indien, Ägypten, Russland und China. An der Schweiz interessant ist für uns die Tatsache, dass sie als europäisches Land nicht in der EU ist und dadurch vielleicht etwas weniger dem internationalen Preisdruck unterliegt. Der Schweizer Gemüsemarkt mit seinen eher hohen Preisen ist für unsere Mitglieder attraktiv, obwohl der Zugang eingeschränkt ist. Die Studienreise dient aber nur in zweiter Linie dem Knüpfen von neuen Marktkontakten sondern mehr als Inspirationsquelle.
Welchen Eindruck haben Sie von der Schweizer Gemüsebranche?
Die Qualität der Ware ist sehr hoch, hier ist kein Platz für zweitklassiges Gemüse. Beim Betrieb Rathgeb hat mich die Grösse überrascht. Ich glaube nicht, dass es etwas Vergleichbares in Holland gibt. Die Entwicklung zeigt, dass der Biomarkt in der Schweiz wirklich ein grosses Thema ist. Und die Leute in der Schweiz sind offenbar bereit, gute Preise zu bezahlen.
* Generalsekretär Dutch Produce Association (DPA)
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