Die Salat-Produktion in Rinnen löst hohe Investitionskosten aus. Wenn grosse Mengen produziert werden können, lohnt es sich aber. Zudem braucht es weniger Pflanzenschutz.
Beim Besuch im Juni steht das 1,1 Hektaren grosse Gewächshaus von Peter Verschaeren in Sint-Katelijne-Waver gerade leer. Die belgischen Salatproduzenten arbeiten nach einem gemeinsam abgesprochenen Anbauplan, der eine Überproduktion in der Hauptsaison verhindert. Das hier verwendete mobile Rinnensystem MGS (Mobile Gully System) ist eigentlich auf die ganzjährige Produktion ausgerichtet, also auch im Winter unter künstlichem Licht. «Die Stärke des Systems liegt in der Produktion von grossen Mengen schnell wachsendem Gemüse und Kräutern», sagt Kurt Cornelissen. Er vermarktet das System für die belgische Firma Hortiplan.
Bei MGS bewegen sich die Rinnen mit den Salaten vollautomatisch in einem Kreislauf durch das Gewächshaus. Die Ernährung der Pflanzen erfolgt über die Nährlösungsfilm-Technik (NFT). Die Rinnen sind in einem leichten Gefälle verlegt, damit die Nährlösung nach dem Durchfliessen gesammelt, gereinigt und erneut in den Kreislauf abgegeben werden können. «65 Kubikmeter Wasser befinden sich jeweils pro Hektare im System», sagt Cornellisen. Das sei viel weniger als in anderen NFT-Systemen. Ersetzt werde nur das Wasser, das durch Transpiration der Pflanzen verloren gehe.
Die Setzlinge in den Presstöpfen aus Torf, Steinwolle, Kokosfasern oder anderen Substraten, starten in der als «Kindergarten» bezeichneten Anzuchtabteilung. «Jeden Tag werden hier so viele Salate neu gesetzt wie am Ende des Zyklus geerntet werden,» sagt Cornelissen. Die Abstände zwischen den Rinnen passen sich automatisch den zunehmenden Volumen der Pflanzen an. Je nach Salat und Jahreszeit dauert die Reise vom «Kindergarten» bis zur Erntestation zwischen vier und fünf Wochen. Pro Quadratmeter sind es 14 Salate, die von den Erntearbeitern am Ende von Hand verpackt werden, als sogenannter «Living Lettuce» inklusive Presstopf oder konventionell ohne Wurzeln. «In Belgien werden pro Quadratmeter zwischen 205 und 230 Salate pro Jahr geerntet», sagt Cornelissen. Die Vermarktung mit Wurzel war ursprünglich ein wichtiger Grund für Gemüseproduzenten, auf MGS zu setzen. Bedeutender seien mittlerweile aber laut Cornelissen die immer strengeren Anforderungen der Abnehmer in Sachen Lebensmittelsicherheit, vor allem was die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln anbetrifft. «Bei MGS kommt man mit 85 bis 90 Prozent weniger Pestiziden aus als in herkömmlichen Systemen.»
Mit umgerechnet rund 300 Franken Investitionskosten pro Quadratmeter ist der Preis relativ hoch. Cornelissen ist trotzdem überzeugt, dass sich MGS auszahlt: «Die Produktionskosten pro Stück sind mit MGS langfristig tiefer.»
Bald auch in der Schweiz
Noch kann Cornelissen die installierten Flächen im Kopf aufzählen. Rund 40 Hektaren sind es, die meisten davon in Belgien und Holland. MGS läuft zudem in den USA, Mexiko, Chile, Italien, Russland und Australien. Und in der Schweiz? Es gebe immer wieder Interessenten, sagt Kurt Cornelissen. Zum Beispiel aus dem Seeland, wo bereits Versuche im kleinen Rahmen laufen. Das Projekt befindet sich offenbar bereits im fortgeschrittenen Stadium. Doch man hält sich eher bedeckt. Der «Gemüsebau» weiss aber, dass sich Gemüseproduzenten auch in anderen Regionen sehr ernsthaft mit dem Thema NFT auseinandersetzen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die erste Anlage auch bei uns installiert wird. Damit würde in der Schweiz ein neues Zeitalter der Salatproduktion eingeläutet.
[…] Informationen: Früherer Artikel zum Thema / Video auf […]