Ausländische Agrarjournalistinnen und Agrarjournalisten trafen sich in Interlaken zu ihrem jährlichen Fach-Kongress. Im Praxis-Teil besuchten sie unter anderem einen grossen Gemüsebau-Betrieb im «Gemüsegarten der Schweiz». (Die Tour wurde von David Eppenberger organisiert)
Der IFAJ (International Federation of Agricultural Journalists) ist der internationale Verband der Agrarjournalisten. Jedes Jahr treffen sich die Mitglieder in einem anderen Land zu einem internationalen Kongress. In diesem Jahr fand er vom 14. bis 17. August in Interlaken statt. Unter dem Motto «High Elevations, high Expectations» diskutierten Journalistinnen und Journalisten aus über 30 Ländern über aktuelle Herausforderungen der Landwirtschaft. Nach einem Grusswort von Bundesrat Guy Parmelin stellten Schweizer Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Verbänden, Agrarunternehmen sowie der Lebensmittelindustrie im Kursaal ihre Zukunftsvorstellungen der Schweizer Landwirtschaft vor. Es ging darin um Themen wie Nachhaltigkeit, unrealistische Erwartungen der Konsumierenden, steigende gesetzliche Anbauanforderungen oder ambitiöse Biodiversitätsziele.
Weg von den Klischees
Der zweite Kongress-Tag stand im Zeichen von Exkursionen in verschiedene Regionen der Schweiz, darunter auch das Berner und Fribourger Seeland. 35 Agrarjournalistinnen und -journalisten wählten bewusst diese Tour aus, weil dort unternehmerische und innovative Betriebe im Gemüse- und Ackerbau auf dem Programm standen.
Zudem sollte gezeigt werden, dass die Schweizer Landwirtschaft mehr als nur Berge, Kühe, Käse und Schokolade zu bieten hat. Die Gruppe startete in Ried bei Kerzers, wo Gemüsegärtner Pascal Gutknecht seinen zusammen mit zwei Partnern bewirtschafteten Betrieb vorstellte. Von besonderem Interesse bei den Agrarmedienschaffenden waren Themen wie die Preisbildung beim Gemüse, die Energieversorgung mit fossilfreien Energieträgern sowie die Direktzahlungen oder das Phasensystem bei den Importen. Und natürlich war die angespannte Situation bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln ein Thema, welche viele auch aus ihren Ländern bereits kannten. In Kallnach besuchte die Gruppe anschliessend den kleinen Mutterkuhhalter-Betrieb von Andreas Scheurer, der das Konzept der Hofschlachtung vorstellte.
Zu Besuch beim No-Till-Pionier
Den ersten Teil des Nachmittags bestritt Reto Minder auf seinem Betrieb in Jeuss, wo er unter anderem 10 Hektaren Rosenkohl pfluglos anbaut. Er startete mit dem sogenannten Slake-Test, mit dem er das Verhalten eines No-Till-Bodens in Wasser mit einem mechanisch bearbeiteten Boden verglich. Natürlich bot sich der Rosenkohl an, um die Wirkstoff-Problematik etwas ausführlicher zu diskutieren. Auf grosses Interesse stiessen zudem die Relay Intercropping Versuche, bei denen zwei Kulturen auf der gleichen Fläche angebaut werden, in diesem Jahr Zuckerrüben und Mais. Reto Minder testete in anderen Jahren aber auch schon Karotten in diesem ressourcenschonenden Anbauverfahren. Als inhaltliche Auflockerung fand schliesslich auch noch eine Demonstration des Ecorobotix Spot-Sprayers statt, der mittlerweile in die ganze Welt verkauft wird.
Zum Abschluss des Tages ging es auf das Reisfeld von Léandre Guillod nach Lugnorre. Der hochspezialisierte Nüssli-Salat Produzent baut sich mit dem Reisanbau gerade ein neues Standbein auf. Er setzt dabei voll auf Direktvermarktung und will so die Abhängigkeit von Abnehmern wie beim Gemüse reduzieren. IFAJ-Präsident Steve Werblow aus den USA war vor allem vom Innovationsgeist auf den gezeigten Betrieben beeindruckt. Diesen vermisse er manchmal bei den Bäuerinnen und Bauern in seinem Land, sagte er gegenüber einem Lokaljournalisten des Bieler Tagblatts, der die Gruppe begleitete.
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