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Anwendung von Presswasser im Gemüsebau: Ja, aber …

Seit EHEC fragt sich die Branche, wie hoch die Gefahr von Keimen bei der Verwendung von Presswasser als Dünger ist. Untersuchungen zeigen nun, dass die Risiken relativ gering sind, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.
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Presswasser aus Biogasanlagen wäre ein idealer Dünger für Gemüse: Der Stickstoff wirkt schnell. Zudem seien die Gehalte von Phosphor, Kalium und Schwefel in einem relativ guten Verhältnis für den Anbau von Gemüsekulturen, sagte Kurt Möller von der Universität Hohenheim an der Biogemüsebautagung im November am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick. Doch nach der EHEC-Katastrophe im Jahr 2011 fragt sich die Branche immer noch, wie hoch das Risiko von Keimen auf Gemüsekulturen nach der Verwendung von Presswasser ist. Jacques Fuchs vom FiBL untersuchte in den letzten Jahren zahlreiche Proben von Biogasanlagen. Dabei testete er einerseits Presswasser von thermophilen Anlagen mit Vergärtemperaturen von 50 bis 60 °C, andererseits von mesophilen Anlagen mit tieferen Temperaturen von 30 bis 37 °C. Die meisten landwirtschaftlichen Anlagen sind mesophil.
Fuchs untersuchte fünf Keime, darunter die für den Menschen besonders heiklen Escherichia Coli und Salmonellen. In den Gärgutproben aus den thermophilen Anlagen kamen Salmonellen in weniger als fünf Prozent der Proben vor, bei den mesophilen Anlagen waren es 35 bis 40 Prozent. Bei E. coli lag das Verhältnis bei 16 Prozent in thermophilen respektive etwa 50 Prozent in mesophilen Anlagen. Trotzdem empfiehlt Fuchs auch aus hygienischer Sicht die Anwendung von Presswasser in Gemüsekulturen. Allerdings schränkt er ein, dass das Gärgut aus den mesophilen Anlagen wenn möglich nachgegärt werden soll. Zudem sollte das Presswasser flach eingearbeitet werden, einerseits um den Ammoniakverlust zu mindern, andererseits um den raschen Abbau von Keimen zu ermöglichen. Studien hätten gezeigt, dass sich EHEC in 100 Tagen abbaut, sagte Fuchs. Und er riet zur Einhaltung von Fristen: «Bei Kulturen mit weniger als hundert Wachstumstagen und die roh verzehrt werden, sollte mesophiles Gärgut spätestens vier Monate vor Kulturbeginn ausgebracht werden».
Doch gerade Letzteres sei problematisch, sagte Walter Koch von Rathgeb bio, wo Presswasser seit einigen Jahren in den Gemüsekulturen eingesetzt wird. «Wenn man das Presswasser zu früh ausbringt, sind die Stickstoffverluste zu gross», sagte er in seinem Referat. Und eigentlich schätze man ja gerade die schnelle Stickstoffwirkung des Gärguts. Die empfohlene Wartefrist werde deshalb bei Rathgeb bio nicht eingehalten. Man achte aber strikt darauf, dass bei Ausgabe der Dünngülle nichts steht, was später gegessen wird. Bei Blumenkohl und Brokkoli beispielsweise werde sie bei der Pflanzung ausgebracht. Damit werde das Risiko von Keimen auf dem Gemüse eliminiert, sagte er.

 

Bericht «Abschätzung des hygienischen Risikos im Zusammenhang mit der Anwendung von flüssigem Gärgut in der Schweiz»

Veröffentlicht in Blog

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