An Überbetrieblichen Kurse sehen die Auszubildenden Geräte, die sie sonst auf dem Lehrbetrieb nicht sehen würden. Der Redaktor des Gemüsebaus mischte sich unter die Auszubildenden.
Die Hitze der letzten Tage hat den Boden zwischen den Kohlpflanzen zu einer steinharten Schicht getrocknet. Es sind die Folgen eines heftigen Gewitters, das vor zwei Wochen über das Seeland zog. Was macht der Gemüsegärtner in dieser Situation? Er spannt beispielsweise ein Hackgerät an. Genau das wird hier an diesem Tag Anfang Juli am Überbetrieblichen Kurs (ÜK) der angehenden Gemüsegärtnerinnen und Gemüsegärtner in Ins geübt. Seit ein paar Jahren sind die ÜK obligatorischer Bestandteil der Grundausbildung. «In den ÜK erhalten die Auszubildenden die Möglichkeit, in Fachgebiete herein zusehen und praktisch zu erleben, die es auf ihrem Lehrbetrieb nicht unbedingt gibt», sagt Peter Herren, Chefexperte Gemüsegärtner EFZ. Der Gemüsegärtnermeister führt an diesem Morgen durch den ÜK zum Thema Kultur- und Bodenpflege.
Praxis kommt vor Theorie
Herren startet in den Kurs: «Was ist der Sinn und Zweck des Hackens?». Die Antworten kommen schnell: Unkrautbehandlung, Luft in den Boden bringen oder Dünger ablegen. Auf was es bei der Unkrautbehandlung ankomme? «Möglichst gross muss die Pflanze sein.» Diese Antwort kommt zu schnell. Je grösser das Unkraut sei, desto mehr Kraft brauche es zum Hacken, korrigiert der Experte. Schon einmal etwas von Kapillarwirkung im Boden gehört? Jetzt sind die Blicke eher fragend. «Einmal Schaben hat fast die gleiche Wirkung wie einmal Bewässern.» Doch um Theorie geht es in den ÜK nur in zweiter Linie. Deshalb erteilt Herren angehenden Gemüsegärtnern und -gärtnerinnen nun den Auftrag, sich mit Schraubenschlüssel auszurüsten und das Hackgerät auf die aktuellen Bedingungen einzustellen.
Selbstgesteuertes Lernen
Die jungen Leute gehen motiviert zur Sache. Eine der Frauen macht sich ans Gerät. Wie müssen die Gänsefussscharen eingestellt werden? Ein schon etwas mehr praxiserprobter Bursche versucht sie von ihrem offensichtlich falschen Weg abzubringen. Vorerst allerdings erfolglos. Am Schluss zeigt sich, dass er recht hatte. Selbstgesteuertes Lernen nennt das Herren: «Dadurch müssen die Lernenden eigene Überlegungen anstellen». Und das habe einen positiven Lerneffekt. Nun wird auf dem Kohlfeld getestet, ob die Scharen richtig eingestellt sind. Einer der jungen Männer zeigt dem Kollegen, wie man den Landini mit Jahrgang 1977 startet. Nach wenigen Metern zeigt sich: Korrekturen bei den Scharen sind nötig. «Ein falsch eingestelltes Schabgerät kann viele Schäden anrichten», sagt Herren. Es lohne sich, dafür genug Zeit einzusetzen. Weil diese heute oft fehle, hätten viele Gemüsebetriebe für jede Kultur ein eigenes Gerät. In solchen ÜK würden die Auszubildenden die Möglichkeit erhalten, Geräte zu sehen, die sie sonst nicht sehen würden. Beispielsweise die Sternhacke, auf der sich die zweite Gruppe auf dem Feld abwechselt. Und das ist in der nun aufkommenden Hitze alles andere wie ein Zuckerschlecken. Diese Situation kommt aber in der Praxis natürlich auch vor.
Üben auf dem Lehrbetrieb
Zur Schlussbesprechung geht die Gruppe in die schattige Halle auf dem Betrieb Occhini, der sein Feld zum Üben zur Verfügung gestellt hat. Dort fasst Herren noch einmal das Wichtigste zusammen. Er motiviert die Auszubildenden, auf ihren Lehrbetrieben viel an den Geräten auszuprobieren und neugierig zu sein. Denn schliesslich finde die Prüfung ja auf dem Lehrbetrieb statt.
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